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Juli Sing

Mit seinen mehr als dreißig Sälen ist das Operationszentrum (OPZ) in München am Campus Großhadern eines der größten in Europa. Im dritten Stock findet die Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie unter Direktor Prof. Dr. Böcker ihren Platz. Dort kümmern sich Ärzte mithilfe neuer Methoden und modernster Medizintechnik um die Akutversorgung zahlreicher Verletzter und Schwerverletzter.

Die langen Flure des OPZ in Großhadern vermitteln bereits einen Eindruck von der Größe dieses Baus. 2014 eröffnet, führt das chirurgische Zentrum mehr als 40.000 Operationen im Jahr durch. Das Operationszentrum, das zum Klinikum der Universität München (LMU) gehört, gilt in Fachkreisen als Vorzeigemodell. Die Nähe zur LMU spürt man: Moderne minimal-invasive Verfahren, das Operieren in Hybrid-Räumen oder der Einsatz einer Sliding Gantry, also eines Computertomographen, der zwischen zwei Operationssälen hin- und hergefahren werden kann, zeigen eine enge Verbindung zur Forschung.
Aber auch die Standardtechnik ist hochmodern. Von der Einschleusung der Patienten über die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung bis hin zur intraoperativen Bildgebung, überall im OPZ wird medizinischer Fortschritt großgeschrieben. In der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Sektion Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie, planen Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Zeckey und Facharzt Dr. Weidert deshalb die heutigen Eingriffe mit Unterstützung neuester Bildgebungssysteme.

Beide Mediziner arbeiten im Team des Leitenden Oberarztes Priv.-Doz. Dr. Kammerlander. Er und Prof. Dr. Böcker, der Direktor der Klinik, gelten international als Experten auf ihrem Gebiet. Immer wieder werden deshalb Patienten aus ganz Europa nach Großprohadern geflogen, um sich einem professionellen Zweiteingriff zu unterziehen. Fast 50 Ärzte, darunter mehr als 20 leitende Ärzte und Fachärzte, gehören zu Böckers medizinischem Team. Die Klinik deckt als Zentrum der Supramaximalversorgung das gesamte Spektrum ab: Egal ob Knochenbrüche, Weichteilschäden, Sportverletzungen oder Schwerverletzte, die Bandbreite an Behandlungen ist groß.
Heute führen Zeckey und Weidert zwei Eingriffe an der Wirbelsäule durch. Vor allem die erste Operation an der Halswirbelsäule ist eine Herausforderung: Die Chirurgen nutzen auf Wunsch des Patienten eine alternative Behandlungsmethode. Zeckey und Weidert besprechen ihr Vorgehen gründlich, jeder Handgriff muss sitzen. Deshalb ist bereits in der Planungsphase modernste Medizintechnik im Einsatz.
Beim heutigen Eingriff arbeiten die Ärzte mit einem neuen 3D-C‑Bogen von Ziehm Imaging, dem Ziehm Vision RFD 3D in der Premiumausstattung CMOSline1, die erst in einigen Monaten in den Markt eingeführt wird. Als Referenzpartner bekommt die Unfallchirurgie das System als Leihgerät deutlich früher, um die technischen Neuerungen im klinischen Einsatz zu erproben. Ein neuer Detektor, dosissparende Einstellungen und erweiterte Funktionen für die Anwender haben die Bildqualität des 3D-C‑Bogens optimiert. Heute muss das neue System zeigen, was es kann.
Die ohnehin schwierige OP-Region des zervikothorakalen Übergangs, also des Bereichs zwischen der Hals- und der Brustwirbelsäule, und die anatomischen Gegebenheiten des Patienten machen eine klare laterale 2D-Darstellung des Übergangs zur Brustwirbelsäule so gut wie unmöglich. Doch die kontrastreiche Abbildung der knöchernen Strukturen ist eine wichtige Voraussetzung für den OP-Erfolg. Gelingt es nicht, die Wirbelkörper durch intraoperative Bildgebung exakt darzustellen, kann es beispielsweise durch Fehlplatzierung der Schrauben zu Verletzungen des Rückenmarks kommen. Deshalb entscheiden sich Zeckey und Weidert dafür, die Operation mithilfe bildgestützter Navigation durchzuführen und die Wirbelsäule mit dem mobilen 3D-C‑Bogen zu scannen.


Dafür bewegt sich der C‑Bogen in Linear- und Rotationsbewegungen 180° um den Patienten. Der so generierte 3D-Datensatz zeigt selbst kleine anatomische Details der Wirbelkörper. Er dient den Ärzten in der bildgestützten Navigation intraoperativ als Ausgangsbild. Auf Basis dieser Aufnahme planen sie zunächst die genaue Platzierung der Schrauben am Monitor und lassen sich später während der Operation den Fortschritt beim Setzen der Schrauben anzeigen.
Applikationsspezialistin Nadja Baitis bedient den C‑Bogen. Sie ist gelernte medizinisch-technische Radiologieassistentin und Teil des 3D-Produktmanagements bei Ziehm Imaging. Insbesondere in der Testphase begleitet Baitis neue C‑Bogen-Systeme, um sicherzugehen, dass alle technischen Innovationen auch in der Praxis sitzen. Sie weist das OP-Personal in die Anwendung des Systems ein und gibt Erfahrungswerte weiter. Seit mehr als zwei Wochen ist Baitis schon in Großhadern und prüft das neue System im klinischen Einsatz. Bei einem schwierigen Eingriff wie heute steuert sie den C‑Bogen selbst. Über vier Stunden dauert die Operation an der Halswirbelsäule, immer wieder wird der Ziehm Vision RFD 3D CMOSline dabei klinisch zurate gezogen. Abschließend führt das Team einen 3D-Scan durch.

Dank der Möglichkeit der präzisen Implantats-Positionierung und dieses intraoperativen Kontroll-Scans muss der Patient nicht die Ergebnisse eines postoperativen CT-Scans abwarten und sich gegebenenfalls einer weiteren Operation unterziehen. Dieses letzte 3D-Bild bringt schließlich die Bestätigung: Die Schrauben haben eine korrekte Lage im Knochen bei der anatomisch vorgegebenen Entfernung zu Arterien und dem Rückenmark. Die Operation lief erfolgreich. Der Ziehm Vision RFD 3D CMOSline kommt auch bei der nächsten Operation, einer dorsalen Instrumentierung in der Lendenwirbelsäule, zum Einsatz.

Nach der Einweisung durch Applikationsspezialistin Baitis bedient Weidert in dieser Operation den 3D-C‑Bogen persönlich aus dem sterilen Bereich. Auch diesmal bringt die intraoperative 3D-Bildgebung die Gewissheit, dass die Implantate genau dort platziert sind, wo sie sitzen müssen, um dem Patienten später Schmerzen oder Folgebehandlungen zu ersparen. Nach dem Eingriff bespricht sich die Applikationsspezialistin Nadja Baitis mit den Ärzten.
Wie schätzt das Team die Leistung des Geräts ein? Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Zeckey ist von der Qualität des Ziehm Vision RFD 3D CMOSline überzeugt. Auch der Leitende Oberarzt und stellvertretende Klinikdirektor Priv.-Doz. Dr. Kammerlander äußert sich zufrieden. Er setzt die intraoperative Navigation standardisiert im Regeloperationsbetrieb ein. Die hochauflösende Bildgebung in Kombination mit der Navigation hilft dabei besonders in schwer einsehbaren anatomischen Regionen wie dem zervikothorakalen Übergang. Bei Wirbelsäulen- und Beckeneingriffen erlaubt ihm die Navigation, bestmögliche operative Ergebnisse zu erzielen.

Der Direktor der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Prof. Dr. Böcker, ist von der größeren Volumendarstellung des 3D-C‑Bogens ebenfalls sehr angetan. Die neue Option bietet einen größeren Scan-Bereich und bringt so mehr Anatomie in der multiplanaren Rekonstruktion zum Vorschein. Bei großen anatomischen Regionen wie dem Becken reicht nun ein einziger 3D-Scan aus, um das OP-Gebiet vollständig abzudecken. Baitis schätzt die enge Zusammenarbeit mit den Unfallchirurgen. Sie vertraut auf die Expertise der Ärzte in Großhadern und freut sich, dass der Ziehm Vision RFD 3D in der CMOSline den ersten Praxistest bestanden hat. Auch morgen wird sie wieder im OPZ Großhadern vor Ort sein, wenn der C‑Bogen seinen nächsten Einsatz hat.
Disclaimer
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Die CMOSline stellt eine Systemkonfiguration dar, die auf dem Ziehm Imaging CMOS-Flachdetektor basiert.
Informationen zum LMU Klinikum
Informationen zum Ziehm Vision RFD 3D
Diese klinische Story wurde veröffentlicht in Heft 2 (2018).
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