Mit Präzision
zur Perfektion
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Michael Kai

Als der Neuro- und Wirbelsäulenchirurg Timothy Steel vor 20 Jahren seine Karriere startete, waren Wirbelsäulenoperationen riskante Eingriffe mit anschließender Intensivbetreuung. Muskeln und Gewebe wurden massiv abgetragen, um die Wirbelkörper freizulegen. Heute führt Dr. Steel am St. Vincent’s Private Hospital in Sydney solche Operationen minimal-invasiv durch. Moderne Medizintechnik unterstützt ihn bei seinem obersten Ziel: maximale Präzision bei jedem Eingriff.
Australien ist flächenmäßig annähernd so groß wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Auch die Gesundheitssysteme beider Länder sind ähnlich. Sowohl in den USA als auch in Australien gilt für Ärzte: Exzellenz wird belohnt, Fehler werden bestraft. Anders als in anderen Ländern stuft man Chirurgen in Australien auf Basis ihrer Operationserfolge ein. Wer im OP nachlässig ist und Details übersieht, muss damit rechnen, dass ihm die Patienten den Rücken kehren. Es ist ein System, das passionierte und ambitionierte Operateure auszeichnet.

Der Neuro- und Wirbelsäulenchirurg Timothy Steel vom St. Vincent’s Hospital ist einer von ihnen. Nach dem Studium in Australien hat er in den USA und Großbritannien an verschiedenen Universitätskrankenhäusern gearbeitet und die unterschiedlichen Gesundheitssysteme kennengelernt. Seit mehr als 20 Jahren ist er nun am St. Vincent’s Hospital tätig. Das 1857 gegründete Krankenhaus ist eines der ältesten in Sydney. Im Rotlichtbezirk nahe am Hafen gelegen, war es vor allem ein Krankenhaus für die Armen der Stadt. Um die Versorgung der weniger Privilegierten zu gewährleisten, wurde neben dem öffentlichen Krankenhaus ein privates errichtet. Beide Institutionen zusammen versorgen heute den östlichen Teil Sydneys und dessen Vororte. Die Patientenstruktur und das landesweite Ansehen des Krankenhauses haben sich seit damals stark verändert. Wohlhabende Bewohner aus der Küstenregion um den berühmten Bondi Beach lassen sich hier behandeln, Menschen aus anderen Landesteilen kommen wegen der renommierten Ärzte. Für Timothy Steel fliegen sogar Patienten aus Übersee ein.
Mehr als 10.000 Operationen hat Steel in den letzten 20 Jahren durchgeführt, fast alle im Bereich der Wirbelsäule. Er ist ein Experte auf seinem Gebiet und international anerkannt. Seinen exzellenten Ruf verdankt er vor allem seiner Liebe zur Präzision. Er bezeichnet sich selbst als langsamen Chirurgen, für den die Genauigkeit über der Effizienz steht. Selbst an langen Arbeitstagen, wenn Steel fünf Operationen hintereinander durchführt, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Er ist dafür gründlich und kontrolliert den Verlauf sowie das Ergebnis des Eingriffs präzise. »Für mich ist es wichtiger, dass ich langsam, aber akkurat vorgehe, anstatt dem Patienten nach dem Eingriff zu erklären, dass er sich einer weiteren Operation unterziehen muss, weil ich nicht sorgfältig genug gearbeitet habe«, sagt Steel.

Der Chirurg will bei jedem Eingriff perfekt operieren, die intraoperative Bildgebung hilft ihm dabei. Hierfür nutzt er den Ziehm Vision RFD 3D, dessen 3D-Bilder ihn von Anfang an beeindruckt haben. Häufig setzt er den C‑Bogen zusammen mit seinem Navigationssystem ein, das eine Visualisierung chirurgischer Instrumente auf den aktuellen Patientendaten in Echtzeit ermöglicht. Der entscheidende Faktor für den Chirurgen ist stets die Bildqualität der Röntgenaufnahmen des C‑Bogens. Je schärfer die Bilder, je deutlicher die Konturen und Knochenstrukturen, umso genauer kann Steel seine Fortschritte beurteilen. Für ihn kommen die Bilder des 3D-C‑Bogens an die eines CTs heran; ein entscheidender Vorteil des mobilen C‑Bogens liegt jedoch in seiner intraoperativen Einsatzmöglichkeit. Von Beginn an beeindruckten ihn der innovative C‑Bogen und die Möglichkeit, einen 3D-Scan durchzuführen, während der Patient noch am Tisch liegt. »Der C‑Bogen ermöglicht mir Eingriffe, die schneller, sicherer und minimal-invasiver sind. Mehr kann man kaum verlangen«, sagt Steel.

Bei allen Wirbelsäulenoperationen, die Steel heute durchführt, ist sein C‑Bogen im Einsatz. Er nutzt ihn zu Beginn für die exakte Planung, während der Operation für die Kontrolle des Fortschritts sowie zum Abschluss des Eingriffs, um sein Ergebnis zu überprüfen. Wann immer Steel sich nicht hundertprozentig sicher ist, macht er eine weitere Röntgenaufnahme oder nutzt die intraoperative Navigation. Für Steel stellt die Kombination aus mobiler 3D-Bildgebung und bildgestützter Navigation einen Meilenstein der Medizintechnik dar, die seinen hohen Anspruch an Präzision realisierbar macht. Das war nicht immer so. Steel erinnert sich noch an die erste Wirbelsäulenoperation vor mehr als 20 Jahren, der er als junger Arzt in Ausbildung beiwohnte. »Es war eine lumbale Laminektomie, bei der der Chirurg, wie damals üblich, die Wirbelsäule freilegen musste. Er trug einen großen Teil von Muskel und Gewebe ab, um die Wirbelkörper sehen zu können. Dieses Bild hat sich mir eingebrannt. Für mich war die Wirbelsäulenchirurgie bis dahin etwas Feines gewesen, die Realität war für mich ein Schock und so ganz anders, als ich erwartet hatte«, erzählt Steel. »Heute machen wir minimal-invasive Eingriffe mit kleinen Schnitten, bei denen ich dank der intraoperativen Bildgebung trotzdem immer sehe, wo ich gerade bin.« Die Operationsmethode ist wesentlich schonender, viele Patienten können noch am selben oder am nächsten Tag entlassen werden.
Auch wenn es intraoperative 3D-C‑Bögen schon einige Jahre auf dem Markt gibt, hat Timothy Steel erst der Ziehm Vision RFD 3D überzeugt. Die Bildqualität der früheren Systeme verschiedener Hersteller empfand der Chirurg als nicht ausreichend. Problematisch war für ihn vor allem die Darstellung der Anatomie älterer Patienten, die am häufigsten von Wirbelsäulenleiden betroffen sind. »Die Knochenstruktur wird mit dem Alter schlechter und ist dann auch auf den Röntgenbildern nicht mehr scharf abzugrenzen«, sagt Steel. Das präoperative CT habe damals zwar wesentlich bessere Bilder geliefert, aber durch die Bewegung des Patienten während der Operation seien die Aufnahmen nie hundertprozentig deckungsgleich mit der Realität gewesen. Das sei mittlerweile anders: »Die Tatsache, dass ich heute ein qualitativ hochwertiges Röntgenbild des Patienten auf dem Operationstisch aufnehmen kann und die Anatomie präzise vor mir sehe, ist unglaublich. Die intraoperative Kontrolle macht meine Operationen bei Patienten jeden Alters genauer und sicherer.«


Präzision bedeutet für Steel vor allem Sicherheit: »Wirbelsäulenoperationen sind schon per Definition risikoreiche Prozeduren, vor allem wenn man am Rückenmark operiert. Bei jedem Eingriff könnte ich Nervengewebe irreparabel zerstören, eine zweite Chance gibt es nicht.« Die hochkomplexen Prozeduren lassen sich in zwei Operationsarten unterteilen: die Dekompression, also die Erweiterung des Spinalkanals zur Druckentlastung, und die Fusion oder Spondylodese, die Verbindung zweier oder mehrerer Wirbelkörper zur Stabilisierung. »Im Grunde mache ich seit mehr als 20 Jahren hauptsächlich diese zwei Eingriffe an der Wirbelsäule. Die Prozeduren selbst haben sich bis heute nicht geändert. Entweder wir tragen Wirbelkörperteile ab, um Druck vom Nerv zu nehmen, oder wir verbinden Wirbelkörper, um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Nur ist die Operationswunde heute beträchtlich kleiner und wir müssen kaum Gewebe abtragen. So ist aus einem riskanten Eingriff mit anschließender Intensivbetreuung und langwierigen Heilungsverläufen eine 60- bis 90-minütige Operation geworden, nach der der Patient am selben Tag nach Hause kann,« sagt Steel. Blickt er zurück auf seine Anfänge als Arzt, hätte er sich diesen Standard nicht träumen lassen: »Für uns Neuro- und Wirbelsäulenchirurgen sind es gute Zeiten. Der Standard der medizinischen Bildgebung ist so hoch, dass es kaum noch besser werden kann. Jede Generation der Ziehm Imaging C‑Bögen ist schneller, besser und hat eine noch höhere Bildauflösung. Allein deshalb macht es schon so viel Spaß, mit den Systemen zu arbeiten.«
Informationen zum St. Vincent's Hospital, Sydney
Informationen zum Ziehm Vision RFD 3D
Diese klinische Story wurde veröffentlicht in Heft 3 (2019).
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