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Sameer Raichur

Einst als westliches Phänomen betrachtet, sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den letzten Jahren auch eine Herausforderung für das indische Gesundheitssystem geworden. Kardiologische Eingriffe stehen immer häufiger auf der Tagesordnung. Die meisten werden in Katheter-Laboren durchgeführt. Dr. Rajaram Prasad setzt bei der Diagnose und Behandlung der koronaren Herzerkrankungen auf ein neues Konzept mit mobilem C‑Bogen.

Zwischen Himalaya und Indischem Ozean liegt Indien, das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Welt. Hier leben mehr als 1,37 Milliarden Menschen, und aufgrund der fortschreitenden Modernisierung und verbesserten Gesundheitsversorgung wächst die Bevölkerung nach wie vor kontinuierlich an. Westliche Standards sind der Maßstab für Krankenhäuser und Praxen, teure High-End-Medizintechnik findet hier immer mehr Abnehmer. Aber nicht nur in dieser Hinsicht nähert sich Indien dem Westen an: Das Land hat mit einer steigenden Anzahl an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu kämpfen, wie man sie seit vielen Jahren vor allem aus den Vereinigten Staaten und Europa kennt. Indien wird dieser Herausforderung durch sogenannte ›Cath Labs‹ gerecht. Hier sind Katheter-Labore so verbreitet wie in kaum einem anderen Land. In den großen Städten schießen sie wie Pilze aus dem Boden. Der Begriff des Cath Lab bezeichnet dabei einen Operationssaal, der weniger Equipment benötigt und in dem nur minimalinvasive Prozeduren vollzogen werden. Offene Operationen führt man in Cath Labs nicht durch, stattdessen nutzt man die kleinen Operationseinheiten beispielsweise für das Einsetzen von Herzschrittmachern oder Angioplastien.
Erschwingliche kardiovaskuläre
Versorgung gesucht
Heute finden sich immer mehr Krankenhäuser mit integrierten Katheder-Laboren in Indien. In Salem, einer Großstadt in der indischen Provinz Tamil Nadu, 200 Kilometer südlich von Bangalore, gibt es alleine mehr als zehn Katheder-Labore. Eines davon gehört dem Kardiologen Dr. Rajaram Prasad, dessen Operationssaal sich im SIMS Chellum Krankenhaus befindet. Dr. Prasad hat sein Cath Lab im Jahr 2018 gegründet, um sich noch besser um seine Patienten kümmern zu können. In einem öffentlichen Krankenhaus würden die Menschen von Abteilung zu Abteilung überwiesen werden. So wäre es kaum möglich, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, sagt Dr. Prasad. Sein eigenes Cath Lab ermögliche ihm hingegen einen intensiven Kontakt, von der Diagnose bis zur Behandlung. Die Entscheidung, sich selbstständig zu machen, fiel Dr. Prasad anfangs nicht leicht. Neben den passenden Räumlichkeiten war vor allem die Finanzierung eine große Herausforderung. Der Erwerb von High-End-Medizintechnik ist kostspielig, die Anschaffung einer hochwertigen Festanlage, also eines im Operationssaal fest installierten Röntgengeräts, das als Standard- Bildgebung im Cath Lab gilt, erschien ihm nicht finanzierbar.


»Es gibt in Indien nur wenige einheimische Medizintechnik-Produzenten, die den Anforderungen für kardiovaskuläre Eingriffe genügen. Die meisten Systeme werden importiert und sind für unsere Verhältnisse sehr teuer«, sagt Dr. Prasad. Er fing deshalb an, über ein ›Mobile Cath Lab‹ nachzudenken, in dem ein mobiler High-End-C‑Bogen die Festanlage ersetzt. Anfangs war er skeptisch, ob die Leistung des mobilen Systems für seine Zwecke ausreichen würde. Zwar hatte Dr. Prasad zuvor schon mit mobilen C‑Bögen verschiedener Hersteller gearbeitet, war aber von deren Ergebnissen oft nicht überzeugt: »Teilweise war die Bildqualität so schlecht, dass ich kaum die Arterien sehen konnte. Ich habe zwar auch dort gute Resultate erzielen können, aber ab einem gewissen Schwierigkeitsgrad des Eingriffs wurde es grenzwertig, weil die Aufnahmen zu verrauscht waren.« Dr. Prasad hatte deshalb Befürchtungen, dass es ihm mit einem neuen C‑Bogen ähnlich ergehen könnte.
Der mobile C-Bogen von Ziehm –
bekannt für beeindruckende Bildqualität
Die Marke Ziehm Imaging fand er bei einer Anbieter-Recherche im Internet. »Mein Bruder ist Kardiologe in den USA und hat mir das Ziehm-System, das dort in der Vaskular-Chirurgie eingesetzt wird, wärmstens empfohlen. Er bestätigte mir, dass es ideal für meine Anwendungen sei«, erzählt Dr. Prasad. Er habe sich daraufhin den Ziehm Vision RFD Hybrid Edition CMOSline1 live in Chennai angesehen und sei mehr als überrascht gewesen: »Die Röntgenbilder hatten eine Schärfe und Genauigkeit, wie ich sie von einem mobilen C‑Bogen nie erwartet hätte.« Für sein mobiles Cath Lab braucht Dr. Prasad nicht viel Platz. In seinem überschaubaren OP befinden sich der C‑Bogen, ein Operationstisch und ein deckengehängter Monitor, der das Live- und das Referenz-Röntgenbild sowie die Vitalfunktionen des Patienten anzeigt. Im Operationssaal sind sie für jeden Eingriff zu dritt: Dr. Prasad wird von einem OP-Pfleger und einem Kardio-Medizintechniker am C‑Bogen unterstützt. Seine Fälle wählt er sorgfältig aus. Dabei legt er seinen Behandlungsschwerpunkt auf akute Myokard-Infarkte, also Herzinfarkte, die er mithilfe der primären Angioplastie und dem Implantieren von Stents behandelt. »Da ich ohne chirurgisches Backup operiere, bin ich bei der Auswahl meiner Patienten vorsichtig. In der Regel überweise ich Patienten mit einer koronaren Dreigefäß-Erkrankung oder einer Bifurkation des linken Hauptstammes, sowie Patienten mit komplexen Anatomien an Kliniken mit kardio-chirurgischer Fachabteilung. Solche Patienten sind bei einem klassischen chirurgischen Management besser aufgehoben«, sagt er.


Mobil versus Festanlage
In den meisten Fällen macht Dr. Prasad im Katheter-Labor ein Angiogramm, also eine Röntgenaufnahme der Gefäße mit Kontrastmittel, um die Beschaffenheit der Gefäße zu untersuchen. Häufigste Prozedur ist die Angioplastie, bei der verengte oder verschlossene Gefäße mit Ballon-Dilatation wieder geweitet oder geöffnet und im Anschluss Stents implantiert werden. Es sind genau diese Prozeduren, die Dr. Prasads Interesse für die Kardiologie geweckt haben. »Mich haben Angiogramme schon am Anfang meiner Ausbildung fasziniert. Du siehst genau, was du getan hast und ob Du erfolgreich warst. Gute Bildgebung ist für mich deshalb so wichtig, weil ich damit exakt mein Ergebnis messen kann«, sagt Dr. Prasad. Für ihn macht es dabei keinen Unterschied, ob die Bilder von einer Festanlage oder von seinem mobilen C‑Bogen aufgenommen werden: »Die Leute sollten sich kein Urteil über die Bildqualität erlauben, nur weil es sich um einen mobilen C‑Bogen handelt. Auch ich war anfangs skeptisch, ob die Bildqualität mit der einer Festanlage mithalten kann. Wenn meine Kollegen die Röntgenbilder sehen würden, die ich in meinem mobilen Cath Lab mache, dann würden sie anders denken. Die Qualität, die ich mit meinem C‑Bogen bekomme, ist genauso gut wie die einer Festanlage und definitiv besser als alle Bilder, die eine preisgünstige Festanlage macht.«

Das mobile Cath Lab hat sich für Dr. Prasad als richtige Entscheidung erwiesen. Nicht nur die Anschaffungskosten eines mobilen Systems seien geringer als die einer Festanlage, sondern auch die Unterhaltskosten, sagt er heute: »Für Festanlagen braucht man eine Hochleistungsstromversorgung, die natürlich Geld kostet. Außerdem sind meine Stromkosten für das mobile Cath Lab wesentlich geringer als die Kosten, die beim Einsatz eines Standard-Cath-Labs entstehen würden.« Dazu kämen im Falle der Installation einer Festanlage noch diverse bauliche Maßnahmen, die bei seinem mobilen Konzept entfielen. Auch die Personalkosten seien überschaubar, da er lediglich einen Assistenten sowie einen Kardio-Medizintechniker brauche. Ein positiver Nebeneffekt für Dr. Prasad ist darüber hinaus das dosissparende Arbeiten im Operationssaal. Röntgenschutz ist für ihn ein sehr wichtiges Thema: »Es ist nicht möglich einzuschätzen, wie viel Strahlung mein Team jeden Tag abbekommt. Deshalb ist es für mich entscheidend, Medizintechnik zu haben, die so dosissparend wie möglich arbeitet. Der C‑Bogen von Ziehm Imaging mit CMOS-Detektor ermöglicht mir das.«

Auf die Frage, ob das mobile Cath Lab für ihn Limitierungen habe, schüttelt Dr. Prasad den Kopf und bekräftigt: »Unser mobiles Konzept hat für mich, meine Angestellten und meine Patienten nur Vorteile. Ich hatte in meiner Praxis bisher noch keinen Fall, den ich mit einer Festanlage besser hätte lösen können.« Für Dr. Prasad ist das mobile Cath Lab deshalb ein Modell der Zukunft. »Medizinische Bildgebung wird nicht nur immer wichtiger für uns, sie wird auch täglich besser. Wenn wir uns die neueste Technik dann auch noch finanziell leisten können, haben alle gewonnen.«
Disclaimer
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Die CMOSline stellt eine Systemkonfiguration dar, die auf dem Ziehm Imaging CMOS-Flachdetektor basiert.
Informationen zum SIMS Chellum Hospital
Informationen zur Ziehm Vision RFD Hybrid Edition
Diese klinische Story wurde veröffentlicht in Heft 4 (2020).
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