Panoramen
Klinische Bilder
Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Gießen

In mobilen Hybridräumen weltweit werden komplexe endovaskuläre Eingriffe durchgeführt. In der Gefäßchirurgie in Gießen nutzt das Team neben dem mobilen C-Bogen Ziehm Vision RFD Hybrid Edition auch die EndoNaut Workstation. Das intraoperative Navigationssystem unterstützt sie bei anspruchsvollen Eingriffen und verschafft ihnen mit einer 2D-Panoramendarstellung der Extremitäten jederzeit den nötigen Überblick.
Die Bedeutung endovaskulärer Therapieverfahren nimmt angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung stetig zu. Studien zeigen, dass etwa 3 bis 10 % der Bevölkerung in Industrienationen an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) leiden. In 90 % der Fälle tritt die Erkrankung in den Beinen auf. Ursächlich für die Erkrankung ist mit mehr als 95 % eine Arteriosklerose. Die Engstellen in den Arterien stören den Blutkreislauf in den Extremitäten empfindlich. Während im Anfangsstadium die Durchblutung noch ausreicht und es noch zu keinen oder nur geringen Beschwerden kommt, treten im weiteren Verlauf zunehmend Schmerzen in der Wade beim Gehen auf. Die Betroffenen müssen oft stehenbleiben, bis der Schmerz nachlässt und sie weiterlaufen können. Der Volksmund nennt diese Erkrankung deshalb auch „Schaufensterkrankheit“ (Claudicatio intermittens), weil Menschen mit pAVK wie bei einem Stadtbummel immer wieder stehen bleiben, um vermeintlich in ein Schaufenster zu blicken. Wird die pAVK nicht konsequent behandelt, kann sie sich bis zu einer amputationspflichtigen Gangrän entwickeln.
Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken steigt mit dem Alter. Ab 70 Jahren liegt die Prävalenz bei etwa 15 bis 20 %. Klassische Risikofaktoren neben dem Alter sind Nikotinabusus, arterielle Hypertonie, Hyperlipid- und Hypercholesterinämie und Diabetes mellitus.
Gefäßchirurgie an der
Universitätsklinik in Gießen
Das Team der Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum in Gießen ist auf die endovaskuläre Behandlung der pAVK spezialisiert und verhindert so komplexe offen-chirurgische Therapiealternativen. Prof. Dr. Johannes Kalder ist seit 2020 Leiter der Gefäßchirurgie und operiert mit seinen Kolleginnen PD Dr. Paula Keschenau, Oberärztin für Gefäßchirurgie, und Anne Lindemann, Assistenzärztin in der Gefäßchirurgie, regelmäßig pAVKs. Im Durchschnitt werden ca. 350 endovaskuläre Eingriffe an den Gefäßen der unteren Extremität pro Jahr durchgeführt.
Heute operiert das Team genau so einen Fall. Der Patient stellte sich mit einer pAVK im Stadium IIb vor. Beschwerdefrei konnte er nur noch bis zu 15 Metern gehen. Bereits Jahre vorher wurde ihm in einer anderen Klinik wegen einer pAVK im Bein ein Stent implantiert.
Seit 2020 arbeitet das Team bei der endovaskulären Behandlung in der Bildgebung mit dem Ziehm Vision RFD Hybrid Edition und seit 2022 mit dem vaskulären Navigationssystem EndoNaut. Auch in diesem Fall wird die EndoNaut Workstation eingesetzt. Um die Läsion zu lokalisieren, erstellt das Team mit Hilfe der EndoNaut Workstation intraoperative Panoramen. Mit dem C-Bogen werden dafür sowohl Durchleuchtungs- als auch Angiografiebilder erzeugt und auf die EndoNaut Workstation übertragen.
Lage der Läsion bestimmen
„Das Kombinationspanorama mit Knochenhinterlegung erleichtert die Lagebestimmung der Läsion und die optimale Ausrichtung des C-Bogens für die Intervention."
Durch das Zusammenfügen der entsprechenden Bilder, dem sogenannten Stitching, lassen sich die intraoperativen 2D-Panoramen erzeugen. Automatisch entstehen ein Fluoroskopie-Panorama, ein Angiografie-Panorama und ein Kombinations-Panorama aus Fluoroskopie und Angiografie. „Das Kombinations-Panorama mit Knochen-Hinterlegung erleichtert es uns, die Position der Läsion zu bestimmen“, bestätigt Prof. Kalder. „Den C-Bogen können wir mit dieser Information optimal für die Intervention ausrichten.“ Dr. Keschenau ergänzt, dass man bei mehreren Läsionen auch wiederholtes Angiografieren der einzelnen Segmente vermeiden und die Läsionen direkt im Panorama ansteuern kann. Um ein perfektes Panorama zu erstellen, bedient sich die Workstation künstlicher Intelligenz. Die EndoNaut Workstation nutzt eine automatische und nahezu in Echtzeit erfolgende 2D-2D-Registrierung zwischen benachbarten Bildern mit minimaler Überlappung. „Wir haben aber immer auch die Möglichkeit, die Registrierung manuell zu verändern“, sagt Dr. Keschenau. Überzeugt ist das Team von dem guten Überblick, den das Panorama ihnen bietet. „Wir müssen weniger Angiografien durchführen und sparen dadurch Kontrastmittel und Röntgendosis.“
Läsionen gezielt behandeln
„Hat man mehrere Läsionen zu versorgen, muss nicht jedes Mal ein neues angiografisches Bild gemacht werden. Wir können die einzelnen Läsionen, die markiert und ausgemessen sind, dank des Panoramas gezielt ansteuern.“

Im Panorama lassen sich die Läsionen lokalisieren und markieren. Diesmal befindet sich die Stenose in der Arteria poplitea. Die Kalibrierungsfunktion der EndoNaut Workstation ermöglicht, die Länge der Läsion zu messen und so einen optimalen Ballon oder Stent zu wählen. Mit viel Geschick und mit Hilfe der Navigationsfunktion der Endo- Naut Workstation gelingt es, die Engstelle mit dem Führungsdraht zu passieren.

Die Position des Führungsdrahts überprüft das Team mit einem Live-Durchleuchtungsbild, das mit dem Panorama fusioniert wird. Die vaskuläre Roadmap wird damit in Echtzeit aktualisiert. Sollte sich Tisch oder Patient bewegen, lokalisiert die Software das Live-Bild über die 2D-2D-Registrierung erneut. Dr. Keschenau erlebt vor allem das bei der täglichen Arbeit als sehr hilfreich: „Bewegt sich ein Patient doch etwas in Analgosedierung, können wir uns schnell wieder anatomisch orientieren und die Operation ohne großen Aufwand, etwa durch erneute Angiografien, fortführen.“
Läsion mit dem Führungsdraht passieren
„Die Passage der Stenose war in diesem Fall äußerst schwierig. Die entscheidende Information, um die Stenose mit dem Führungsdraht richtig zu passieren, hat uns das Live-Gefäßoverlay der EndoNaut Workstation geliefert.“

Auch den digitalen Zoom der Workstation nutzt das Team häufig. In diesem Fall ist die Gefäßverengung, die bei einer vorhergehenden Operation mit einem Stent behandelt wurde, und die Restenose deutlich zu erkennen. Mit Hilfe des digitalen Zooms kann jeder Bereich des Live- Bilds stufenlos vergrößert werden. Nachdem das Team die Engstelle passiert hat, leitet es eine Lyse ein. Nach der 24-stündigen Lyse versorgt das Team den Patienten am nächsten Tag mit einem neuen Stent.
War vor der ersten Intervention nur die Arteria fibularis bis zum mittleren Unterschenkel durchgängig, ist diese nach dem Eingriff wieder komplett darstellbar, und auch am Fuß kontrastiert sich die Arteria dorsalis pedis wieder über die Arteria-fibularis-Kollateralen. Die Durchblutung des Beins ist wiederhergestellt, und der Patient kann nach dem Eingriff endlich wieder schmerzfrei gehen. Das Team ist mit dem Ergebnis der Intervention zufrieden. „Das Live- Gefäßoverlay der EndoNaut Workstation lieferte die entscheidende Information, um die Engstelle zu passieren“, sagt Prof. Kalder im Anschluss an den Eingriff.
Disclaimer
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Der Ziehm Vision RFD Hybrid Edition stellt ein Optionenpaket aus verschiedenen Hardware- und Software-Features für den Ziehm Vision RFD dar.
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EndoNaut® ist ein eingetragenes Markenzeichen der Therenva SAS. In den USA hat die EndoNaut®-Software eine Bestätigung über wesentliche Gleichwertigkeit sowie die 510(k)-Zulassung (CDRH Pre-market Notification) der FDA erhalten. In Europa hat die EndoNaut®-Software die CE-Kennzeichnung (Klasse IIb) erhalten. Sie ist nicht erstattungsfähig. Die in der Kennzeichnung und im Handbuch zur Verfügung gestellten Informationen sind ausschließlich für medizinisches Fachpersonal bestimmt. Um einen sicheren und erfolgreichen Betrieb des Geräts zu gewährleisten, lesen Sie bitte die Bedienungsanleitung.